Der Pranger

Pranger Der aus dem 17. Jahrhundert stammende Pranger befindet sich in der Grünanlage am oberen Marktplatz. Er ist unter anderem ein Zeichen der Marktgerichtsbarkeit.

Der Pranger von Grafenschlag wird wie folgt beschrieben: “Auf dem runden Postament und rundem Sockel viereckige Basisplatte, darauf achtseitiger Granitpfeiler mit viereckigem neuem Abschlusse; über diesem eine größere und darauf eine kleinere achtseitige gestutzte Steinpyramide und darauf Steinkugel. Seitlich ist der Halsring mit Steinkugel und Eisenkreuz angehängt. Erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.“

Die Geschichte des Prangers:

Auffälliger Zeuge ehemaliger Gerichtshoheit ist der Pranger.

Seit dem Hochmittelalter diente der Pranger der „Zur-Schau-Stellung“ schuldiger Personen. Es war also das Hauptinstrument zur Verbüßung von Schandstrafen.

Am Pranger waren auch zumeist jene Geräte angebracht, welche ebenfalls beliebte Schandstrafmittel waren, eben die Fiedel und der Bagstein.

Mit jener Steinkugel hat es eine besondere Bewandtnis. Der Fachausdruck „Bagstein“ kommt vom mittelhochdeutschen Wort „bagen“ und hat die Bedeutung „zanken, streiten“. Das Herumtragen des Bagsteines war eine typische Frauenstrafe für zanksüchtige Frauen.

Bis heute hat das Wort „anprangern“ noch den Sinngehalt jenes Strafinstruments behalten etwas in der Öffentlichkeit für schlecht zu erklären oder bloßzustellen.

Beim Pranger wurden vormals die Gerichtssitzungen abgehalten und weiters verschiedene Leibesstrafen vollzogen.


Der Pranger ist zugleich Zeichen der Marktfreiheit im weitesten Sinne, also eine Marktsäule. Gerade an Markttagen übte der Pranger seine rechtliche Funktion aus, denn die öffentliche Bloßstellung und Bestrafung von Missetätern erforderte ja ein großes Publikum, welches durch die Besucher des Marktes auch gegeben war.


Vom Grafenschlager Pranger ist folgende Sage überliefert: “1490 sollen Burschen aus Grafenschlag den Traunsteinern um 20 Liter Wein den Pranger abgekauft haben. Beim Transport brach der Wagen nahe der Zwickelmühle, aus den Trümmern des Prangers wurde dann ein Marterl errichtet.“

In Jüngster Vergangenheit wurde dieses Marterl durch einen neuen Bildstock ersetzt und die Traunsteiner haben sich ihren Pranger wieder heimgeholt.


1840

wurde aus den Bestandteilen des Prangers von Traunstein (17 Jahrhundert) und neuen Teilen der Pranger neu zusammengesetzt.


1824

(15. Juli) schlug der Blitz zwischen 7 und 8 Uhr abends auf dem hiesigen Platz ein, zerschmetterte den Pranger und schleuderte die Stücke weit auseinander.


1894

wurde der Pranger wieder hergestellt.


1926

unweit des Prangers wurde die Brückenwaage errichtet, der Pranger stand also ursprünglich an einer anderen Stelle des Marktplatzes.


1953

wurde vom Gemeinderat beschlossen, dass der Pranger niemals beseitigt werden darf.


1961

wurde der Pranger neu renoviert und vom Verschönerungsverein vom ursprünglichen Standort zum Oberen Marktplatz versetzt.


(Auszug aus "Kleine Heimatkunde" Text: Othmar K.M. Zaubek)

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